April 25, 202545 Min. Lesezeitlicht

Optimales Licht für Cannabis: Die Wissenschaft hinter dem Wachstum

Optimales Licht für Cannabis: Die Wissenschaft hinter dem Wachstum

ist Licht die treibende Kraft. Besonders bei Cannabis, einer lichtintensiven Pflanze mit hohem Energiebedarf, ist die richtige Lichtwahl entscheidend für Wachstum, Struktur und Ertrag. Dabei zählt nicht nur wie viel Licht, sondern auch welches Licht.

Die drei wichtigsten Lichtfaktoren

1. Lichtintensität (PPFD – Photosynthetisch aktive Photonenflussdichte)

Gemessen in µmol/m²/s gibt die PPFD an, wie viele lichtaktive Photonen pro Sekunde auf einen Quadratmeter Pflanze treffen.

Keimung & Sämlinge: 100–300 µmol/m²/s

Vegetative Phase: 400–600 µmol/m²/s

Blütephase: 600–1000+ µmol/m²/s

Zu viel Licht kann zu „Light Stress“ führen, zu wenig hemmt Wachstum und Blütenbildung.

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2. Lichtspektrum (PAR – Photosynthetisch aktive Strahlung)

Nicht jedes Licht hilft der Pflanze gleich viel. Pflanzen nutzen vor allem das sichtbare Spektrum zwischen 400–700 nm:

Blaues Licht (400–500 nm) fördert kompaktes Wachstum, kräftige Seitentriebe, wichtig in der Veg-Phase.

Rotes Licht (600–700 nm) stimuliert Blütenbildung und Streckung, entscheidend in der Blütephase.

UV-A (ca. 315–400 nm) und Far-Red (700–750 nm) können sekundäre Effekte wie Harzproduktion oder Streckungsimpulse beeinflussen.

Ein ausgewogenes Vollspektrum, das verschiedene Phasen gezielt abdeckt, bringt hier den besten Ertrag.

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3. Photoperiode (Licht-Dunkel-Zyklus)

Cannabis ist eine kurztagpflanze, was bedeutet: Blüte wird durch kürzer werdende Lichtphasen ausgelöst.

Wachstumsphase (vegetativ): 18–24 Stunden Licht pro Tag

Blütephase: 12 Stunden Licht / 12 Stunden Dunkelheit

Wichtig: Die Dunkelphase muss absolut lichtdicht sein. Unterbrechungen können die Pflanze stressen oder zur „Re-Veg“ (Rückkehr in die Veg-Phase) führen.

Lichtquellen im Vergleich

Leuchtstoffröhren (T5 etc.): Günstig, ideal für Keimung & frühe Veg, aber zu schwach für Blüte

HPS (Hochdruck-Natriumdampf): Gute Blütenergebnisse, hohe Wärmeabgabe, veraltete Effizienz

CMH / LEC (Keramik-Metallhalogenid): Gutes Spektrum, hohe Effizienz, teuer in der Anschaffung

LED: Sehr effizient, spektrumsteuerbar, niedrige Wärmeentwicklung – aktuell State of the Art

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Lichtpositionierung & Dimmung

Der ideale Abstand zur Pflanze hängt von der Lichtquelle und Phase ab (z. B. LEDs oft 30–60 cm Abstand).

Zu nahe = Lichtstress, Verbrennungen

Zu weit = Spargeln, geringere Energieaufnahme

Moderne Systeme mit Dimmfunktion ermöglichen es, die Intensität je nach Phase anzupassen – was Energie spart und das Pflanzenwachstum gezielt steuert.

Erweiterte Lichtparameter für Fortgeschrittene Grower

4. DLI – Daily Light Integral

Das Daily Light Integral (DLI) beschreibt die gesamte Lichtmenge, die eine Pflanze pro Tag erhält – gemessen in mol/m²/Tag. Es ist quasi das „Tages-Licht-Budget“ einer Pflanze.

Veg-Phase Ziel-DLI: 20–30 mol/m²/Tag

Blütephase Ziel-DLI: 30–40+ mol/m²/Tag

Beispiel: Wenn du eine Lichtquelle mit 700 µmol/m²/s hast und diese 12 Stunden aktiv ist: → 700×3600×12÷1,000,000=30,24700×3600×12÷1,000,000=30,24 mol/m²/Tag → perfekt für die Blüte!

Warum ist das wichtig? Weil DLI dir hilft, Lichtmenge nicht nur punktuell (PPFD), sondern über den ganzen Tag zu optimieren. Und das ist entscheidend für gleichmäßiges Wachstum und Blütenentwicklung.

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5. Far-Red Manipulation & "Emerson Effect"

Far-Red (700–750 nm) ist nicht direkt photosynthetisch aktiv – aber es beeinflusst die Phytochrome, also pflanzliche Lichtsensoren. Durch kurzes Far-Red-Licht direkt vor der Dunkelphase denken Pflanzen: "Yo, die Sonne geht gerade unter, Zeit zu schlafen."

👉 Resultat:

Schnellere Umstellung in die Dunkelphase

Verbesserte Blüteneinleitung

Theoretisch auch verkürzte Gesamtblütezeit

Der sogenannte Emerson-Effekt beschreibt, dass gleichzeitige Beleuchtung mit Rot + Far-Red mehr Photosyntheseleistung erzeugt als Rotlicht allein. Das nutzen manche Grower gezielt in der Spätblüte für Harzproduktion & Terpenbildung.

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6. UV-Licht – Stress mit Stil

UV-A (315–400 nm) kann bei moderatem Einsatz sekundären Stress erzeugen – und genau das kann gut sein:

Fördert Trichom- und Harzproduktion

Kann die THC-Bildung steigern

UV-B (<315 nm) ist biologisch aktiv, aber gefährlich für Mensch & Pflanze → mit Vorsicht!

Einige fortgeschrittene Grower setzen gezielt kurze UV-Impulse ein (z. B. 30 Minuten am Ende des Lichtzyklus in der Blüte), um die Pflanze zu „schocken“ und zur Harzbildung zu animieren.

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7. Lichtverteilung & Uniformität

Selbst das beste Licht bringt nichts, wenn’s nicht gleichmäßig verteilt ist. Schattenzonen → ungleichmäßiges Wachstum → Mini-Buds im unteren Bereich.

💡 Tipps zur Optimierung:

Reflektierende Wände (Mylar, Panda-Folie)

Licht-Mapping mit PPFD-Messgerät (oder App + Kalibrierung)

Kein Hotspot-Mittig / kein Lichtverlust am Rand

Höhe & Winkel regelmäßig anpassen, vor allem im Stretch

Licht als Wachstumssteuerung – nicht nur als Energiequelle

Profis nutzen Licht nicht nur, um Pflanzen zu „füttern“, sondern um sie zu steuern. Du kannst über Licht gezielt:

Wuchsformen beeinflussen (mehr internodale Abstände = gestreckte Pflanzen)

Blütephasen synchronisieren

Erntezeitpunkte verschieben (durch frühe oder späte Photoperiodenumstellung)

Cannabinoid-Profile beeinflussen (mehr UV, mehr Harz = mehr THC)

Das Ganze wird in der Forschung als "Photomorphogenese" bezeichnet – also das durch Licht gesteuerte Formwachstum.

Zusammengefasst: Licht ist Wissenschaft, keine Nebensache

Richtiges Licht für Cannabis bedeutet:

Die passende Intensität (PPFD)

Ein abgestimmtes Spektrum

Den korrekten Lichtzyklus

Eine bewusste Steuerung von DLI, UV, Far-Red und Verteilung

Wer das beherrscht, hat nicht nur schönere Pflanzen – sondern maximale Kontrolle über Wuchs, Ertrag und Qualität.

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